Pressefreiheit
Wie Ebay-Mitarbeiter gegen unliebsame Presse vorgingen
Ein Team von Ebay-Mitarbeitern soll den Betreibern des Blogs EcommerceBytes aufs Übelste mitgespielt haben, weil ihnen die Berichterstattung missfiel. Selbst hochrangige Ebay-Manager sollen beteiligt gewesen sein.
Text: Anonymous User
29. Juli 2021
Foto: Unsplash.com / Егор Камелев
Ein Buch darüber, wie man den Tod seines Partners bewältigt, lebende Kakerlaken und eine blutige Schweinsmaske - eine Gruppe von sechs ehemaligen Ebay-Mitarbeitern soll zu drastischen Methoden gegriffen haben, um die kritische Berichterstattung über ihre Plattform auf dem Blog EcommerceBytes zu stoppen. Ein 56-jähriger Mann, der damals eine mittlere Position in Ebays Sicherheitsbereich bekleidete, wurde dafür jetzt von einem amerikanischen Bundesgericht in Boston zu eineinhalb Jahren Haft verurteilt. Der maßgebliche Player soll allerdings Ebays ehemaliger oberster Sicherheitsdirektor gewesen sein. Auch der damalige Ebay-Vorstandschef, Devin Wenig, scheint wenig Gefallen an EcommerceBytes gefunden haben. In einer Textnachricht an seinen Sicherheitschef soll er über die Autorin geschrieben haben, es sei "Zeit, sie unschädlich zu machen".
Neben bizarren Paketen sollen die Angeklagten laut eines Berichts der FAZ auch zum Wohnhaus des Ehepaars, das den Blog betreibt, gefahren sein, um auszukundschaften, wo am Auto der Opfer man einen Ortungssensor anbringen könne. "Die Vorstellung, dass all diese erwachsenen Menschen zusammensitzen und sich diesen Plan ausdenken, ist für mich unbegreiflich", sagte die Richterin bei der Urteilsverkündung. Das Verhalten der Angeklagten halte sie für "schlicht irre".
Der verurteilte Manager hatte zugegeben, bei der Planung derartiger Maßnahmen dabei gewesen zu sein. Er will sich aber gegen die Ausführung ausgesprochen haben. Sein Verhalten sei eigenen Aussagen zufolge zudem durch Alkohol beeinflusst gewesen. Durch die Kultur bei Ebay sei es üblich gewesen, schon morgens im Büro mit Kollegen zu trinken.
Ebay selbst kündigte bereits im vergangenen Sommer allen beteiligten Mitarbeitern. Anhaltspunkte dafür, dass auch Wenig an den Plänen beteiligt war, ließen sich Unternehmensangaben zufolge allerdings nicht finden.