Anzeige

International
Ogilvy schließt gepimpte Influencer:innen aus

Influencer, die ihr Bild manipulieren, sind bei der britischen Agentur Ogilvy künftig nicht mehr erwünscht. Ab Mai dürfen nur noch Helligkeit und Kontrast verändert werden. Die Kunden sind zufrieden.

Text: W&V Redaktion

12. April 2022

Mehr als Schaufenster-Puppen: Influencer sollen wieder authentischer werden.
Anzeige

Ogilvy arbeitet in Großbritannien künftig nicht mehr mit Influencern zusammen, die in Posts ihr Gesicht oder ihren Körper retuschieren und aufhübschen. Die Maßnahme soll die "systemischen" Schäden für die psychische Gesundheit der Nutzer bekämpfen, die durch die Flut allzu perfekter Gesichter und Körper verursacht werden – hinter denen oft nur Photoshop-Tricks stecken. Rahul Titus, der bei der Agentur als "Head of Influence" tätig ist, erklärt die Maßnahme gegenüber The Drum so: "Eigentlich sollte die Arbeit mit Influencern besonders authentisches Marketing sein. Aber jetzt werden dermaßen inszenierte Inhalte produziert, die für jeden, der sich mit sozialen Medien beschäftigt, schädlich sind. Wir haben als Vermarkter eine Fürsorgepflicht gegenüber der nächsten Generation, damit sie nicht mit demselben Zeug aufwächst, das wir heute sehen."

Dieser Inhalt kann leider nicht dargestellt werden. Sie finden ihn hier.

Mit Unterstützung der Kunden

Nach einer Einführungsphase ab Mai 2022, in der nur noch Veränderungen an Helligkeit und Kontrast vorgenommen werden dürfen, arbeitet Ogilvy ab Ende des Jahres endgültig nicht mehr mit Influencern zusammen, die ihr Bild in den sozialen Medien per Software manipulieren. Das hauseigene Software-Tool InfluenceO soll Bearbeitungen erkennen. Die ersten Ogilvy-Kunden haben bereits ihre Unterstützung für die Maßnahme signalisiert.

"Warum haben wir das nicht schon viel früher gemacht?"

Firdaous El Honsali, die bei der Unilever-Tochter Dove für externe Kommunikation und Nachhaltigkeit zuständig ist, stimmt zu: "Wir freuen uns sehr, dass unser Partner Ogilvy dieses Thema aufgreift. Dove arbeitet nur mit Influencern zusammen, die ihr Aussehen in den sozialen Medien nicht verfremden." Ogilvys Influencer-Chef Rahul Titus sieht die Pläne bisher rundum positiv: "Wir können nicht zehn Jahre Social Media in zwei Monaten zurückdrehen. Aber die Kunden wollen das, die Industrie will es, die Influencer sind überwiegend auch damit einverstanden. Also warum haben wir das nicht schon viel früher gemacht?"


Autor: Jörg Heinrich

Jörg Heinrich ist Autor bei W&V. Der freie Journalist aus München betreut unter anderem die Morgen-Kolumne „TechTäglich“. Er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Internet und Social Media künftig funktionieren, ohne die Nutzer auszuhorchen. Zur Entspannung fährt er französische Oldtimer und schaut alte Folgen der ZDF-Hitparade mit Dieter Thomas Heck.

Anzeige