Der schwarze Montag - was heißt das für die Werbeindustrie?
"Welt am Abgrund", "Die Feuerwehr brennt" - Düstere Schlagzeilen und schlechte Wirtschaftsprognosen haben in diesen Tagen Hochkonjunktur. Droht der Werbebranche nach einem Jahr des Luftholens schon wieder eine tiefe Rezession? Exklusiv in W&V Online erklärt der ZAW seine Einschätzung der Lage.
"Welt am Abgrund" (Der Spiegel), "Die Feuerwehr brennt" (Süddeutsche) - Düstere Schlagzeilen und schlechte Wirtschaftsprognosen haben in diesen Tagen Hochkonjunktur. Droht der Werbebranche nach einem Jahr des Luftholens nun die nächste tiefe Rezession. "Nein", sagt der Sprecher des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft (ZAW), Volker Nickel, am Montag im Gespräch mit W&V Online - zumindest nicht in diesem Jahr.
Allerdings beurteilt Nickel die Situation heute pessimistischer als noch vor wenigen Monaten. Im Frühling war man beim ZAW noch von einem Wachstum der Werbeinvestitionen im laufenden Jahr um 2,4 Prozent ausgegangen. "Nach heutigem Stand würde ich für dieses Jahr eher von einem mageren Plus zwischen null und einem Prozent ausgehen", schätzt Nickel.
Aber das muss nicht so sein. Nickel: "Natürlich könnte es auch schlimmer kommen. Es ist nicht auszuschließen, dass wir am Ende wieder einen Rückgang verbuchen müssen", räumt der ZAW-Sprecher gegenüber W&V Online ein.
Aber was heißt das genau? Muss sich die traditionell stark konjunkturabhängige Branche womöglich auf eine ähnliche Rezession wie in den Jahren 2008/2009 oder 2001 bis 2003 einstellen? 2009 waren die Werbeinvestitionen um sechs Prozent eingebrochen, die Netto-Medieneinnahmen gingen um fast zehn Prozent zurück. Ab 2001 verzeichnete die Werbeindustrie - nach dem Platzen der Dotcom-Blase - drei Jahre lang am Stück ein deutliches Minus.
"Nein, so schlimm wird es in diesem Jahr auf keinen Fall kommen", ist Nickel überzeugt - unter anderem deshalb, weil die politischen Entscheidungsträger heute besser und schneller reagierten als nach der Lehman-Pleite 2008. "Aber was im Jahr 2012 kommen wird, weiß heute kein Mensch", schränkt Nickel ein. Zweifellos hätten viele Volkswirtschaften lange Zeit über ihre Verhältnisse gelebt, und dies könne nicht ohne Auswirkungen auf die Werbebranche bleiben.