Facebook durchlebte bereits einen ähnlichen Umbruch, als Nutzer vom PC auf Smartphones wechselten. Damals hatte das Online-Netzwerk
zunächst kein Geschäftsmodell für das Handy und Anleger zweifelten an den Zukunftsaussichten der Firma. Doch die Newsfeed-Anzeigen als Lösung für das Problem erwiesen sich als eine Goldgrube. Zuckerberg und Geschäftsführerin Sheryl Sandberg erinnerten jetzt daran, um besorgte Investoren zu beruhigen. Das klappte ganz gut: Die Aktie, die nach Zuckerbergs Warnungen erst fast vier Prozent verlor, legte
am Mittwoch um fast vier Prozent zu.

Schon die Zahlen für das vergangene Quartal offenbarten einige Probleme. So verlor das Online-Netzwerk im zweiten Vierteljahr in
Folge eine Million Nutzer in Europa und hat hier noch 375 Millionen mindestens einmal im Monat aktive Mitglieder. Facebook hatte bereits
gewarnt, dass die Regelungen der seit Ende Mai greifenden Datenschutz-Grundverordnung das Geschäft in Europa erschweren werden.
Weltweit gesehen geht das Wachstum des Online-Netzwerks weiter. Die Zahl monatlich aktiver Facebook-Nutzer legte binnen drei Monaten von 2,23 auf 2,27 Milliarden zu. Und auch die Werbeeinnahmen wuchsen noch deutlich: Der Quartalsumsatz stieg im Jahresvergleich um rund ein Drittel auf 13,7 Milliarden Dollar. Der Gewinn kletterte um neun Prozent auf knapp 5,14 Milliarden Dollar.

Doch ein genauerer Blick in die Facebook-Zahlen zeigt, dass die Nutzer-Zuwächse vor allem aus Regionen kommen, die für das Online-Netzwerk bisher weniger lukrativ sind. In den USA und Kanada kommt Facebook nun auf 242 Millionen monatlich aktive Nutzer - gerade einmal eine Million mehr als vor drei Monaten. Es ist aber der mit Abstand profitabelste Markt für das Online-Netzwerk: Hier machte
Facebook im vergangenen Quartal einen Umsatz von 27,61 Dollar pro Nutzer. In Europa sind es 8,82 Dollar pro Nutzer und im weltweiten
Durchschnitt 6,09 Dollar.

Zugleich dürften die Ausgaben in diesem Jahr um über 50 Prozent steigen und 2019 um weitere 40 bis 50 Prozent. Das sei unter anderem
für die Sicherheit und den Kampf gegen Hass und Hetze nötig, sagte Zuckerberg. So stellt Facebook mehr Mitarbeiter für seine Löschzentren ein, die verbotene Inhalte entfernen. Vor allem dadurch stieg die Zahl der Beschäftigten binnen eines Jahres um 45 Prozent auf gut 33.600.

Zuckerberg, der sonst Wettbewerber selten erwähnt, räumte ein, dass Facebook bei Video hinter Googles Plattform YouTube zurückliege. Das Online-Netzwerk habe aber bisher die Zeit, die Nutzer mit dem Ansehen von Videos verbringen können, bewusst reduziert. Facebook stecke in einem Dilemma: "Die Leute wollen sich Videos anschauen", sagte Zuckerberg. Zugleich erwarteten sie von Facebook aber auch soziale Kontakte mit Freunden und Familie. Deswegen habe Facebook die Ausbreitung sogenannter "viraler" Unterhaltungsvideos gebremst.

Facebook wurde in diesem Jahr von dem Datenskandal um Cambridge Analytica in eine Krise gestürzt. Zuletzt sorgte ein Hacker-Angriff,
von dem rund 30 Millionen Nutzer betroffen waren, für neue Negativ-Schlagzeilen. Diese Turbulenzen scheinen das Geschäft des
Online-Netzwerks jedoch bisher kaum beeinflusst zu haben. 

dpa


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Autor: W&V Redaktion

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