Datenhoheit:
IfW-Präsident Snower fordert Eigentumsrecht an Daten
Der Wirtschaftswissenschaftler und politische Berater Dennis Snower sieht beim Thema Datenschutz Europa und Deutschland mit der DSGVO auf dem richtigen Weg - im Gegensatz zu den USA und China.
"Es geht um sehr, sehr viel, um das Regime des neuen digitalen Zeitalters und damit letztlich auch um die Demokratie", sagte der Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, Dennis Snower, der Deutschen Presse-Agentur. Die von China auf der einen und US-Weltkonzernen auf der anderen Seite verkörperten Systeme gingen in die falsche Richtung und seien gefährlich für die liberale Demokratie. Dagegen habe Europa mit der neuen Datenschutzgrundverordnung den richtigen Weg eingeschlagen, der weltweit implementiert werden sollte. Dabei könne Deutschland eine zentrale Rolle spielen.
Snower forderte: "Nutzer müssen mehr und mehr Rechte über die Nutzung ihrer Daten bekommen." Das Ziel solle sein, "dass sie ein Eigentumsrecht an allen Daten haben, die sie generieren." Diese Daten könnten sie dann freiwillig weitergeben an jene, die sie haben wollten - unentgeltlich oder zu einem Preis. Damit würde sich das gesamte Geschäftsmodell bei Google und Facebook komplett ändern. Technologische Lösungen für ein solches Modell existierten bereits.
"Das Regime in China ist darauf aufgebaut, dass der Staat besonders vieles über einen weiß", sagte Snower. "In den USA sind es Konzerne wie Facebook, Google und Amazon, die sehr viel über ihre Nutzer wissen - und dieses Wissen manchmal auch an den Staat weitergeben." Die Nutzer wiederum hingen immer mehr von diesen Netzwerken ab.
Dennis Snower war weltweit als Gastprofessor tätig unter anderem an den Universitäten Columbia, Princeton, Dartmouth, Harvard, Stockholm, dem European University Institute und dem Vienna Institute of Advanced Studies. Er berät regelmäßig internationale Organisationen und Regierungen zu makroökonomischer Politik, Beschäftigungs- und Sozialpolitik. Im Jahr 2017 war Snower Co-Chairman der offiziellen Think 20 Engagement Group (T20) zur Beratung der deutschen G20-Präsidentschaft.