Plattformökonomie:
Österreichische Gewerkschaft kämpft für digitale Tagelöhner
Immer mehr Menschen verkaufen ihre Arbeitszeit über Crowdworking-Portale. Für ihre Interessen macht sich jetzt eine österreichische Gewerkschaft stark.
Die österreichische Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier (GPA-djp) will sich künftig stärker für digitale Tagelöhner einsetzen, die für Auftraggeber aus dem Internet arbeiten. Für zehn Euro monatlich können sich diese in arbeitsrechtlichen Fragen und in Sachen Rechtschutz beraten lassen.
"Crowdworking ist auch in Österreich eine Realität der Arbeitswelt, auf die das Arbeits- und Sozialrecht unzureichende Antworten hat", sagt Agnes Streissler-Fühler, Vizebundesgeschäftsführerin der GPA-djp, die auch selbst schon mit Crowdworking für drei Stunden Arbeitszeit 6,40 Euro verdiente.
Alle Arten von Crowdworking, so unterschiedlich sie auch sein mögen, hätten gemeinsam, dass sich die Plattformen dabei nicht als Arbeitgeber, sondern nur als Vermittler verstehen, was erhebliche Nachteile für die Betroffenen nach sich zieht. Somit werde das gesamte wirtschaftliche Risiko auf die Beschäftigten abgewälzt. "Konkret bedeutet das, dass sie nur für die Zeiten bezahlt werden, in denen sie arbeiten, die Zeit in der sie nach Arbeit suchen, gerade keine Aufträge erhalten oder krank sind, wird ihnen nicht vergütet. Es gibt keinerlei Regelungen für Mindestvergütung und Arbeitszeiten", kritisiert die Gewerkschafterin.
Die Zahl der Crowdworker wächst
Schätzungen zufolge haben rund 10 Prozent der erwachsenen Bevölkerung in Europa bereits Online-Plattformen genutzt, um Arbeitsaufträge als Crowdworker zu verrichten. Etwa zwei Prozent sollen bereits mehr als die Hälfte ihres Einkommens über Plattformen verdienen und/oder mehr als 20 Stunden pro Woche über Plattformen arbeiten.
"Mit unserer Initiative wollen wir als Anlauf- und Beratungsstelle für CrowdworkerInnen fungieren, erwarten aber auch Rückschlüsse auf Gestaltung und Ausmaß dieser neuen Form des digitalen Arbeitens und wollen Betroffenen Möglichkeiten der Vernetzung und des Austausches bieten", so Streissler-Führer.