Bewerbungsverfahren:
Warum Chefs die Bewerber persönlich sehen wollen
Video- oder Telefoninterviews in Bewerbungen sind immer noch die große Ausnahme. Chefs rekrutieren fast immer noch wie vor 50 Jahren.
Auch wenn die meisten Bewerbungen heute digital laufen. Wenn es um das auswählen geht, dann hat sich nicht viel getan in den letzten Jahrzehnten. Sofern die Unterlagen überzeugen, werden die Kandidaten gleich zu einem persönlichen Vorstellungsgespräch geladen. Telefon- oder Videointerviews sind eher selten. Das zeigt eine repräsentativen Befragung im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
So geben 89 Prozent der Personaler an, dass sie immer persönliche Vorstellungsgespräche vor Ort mit den Kandidaten vereinbaren, acht Prozent oft. Telefoninterviews mit Bewerbern nutzen dagegen nur sechs Prozent immer, 11 Prozent oft. 42 Prozent verzichten dagegen grundsätzlich darauf.
Das Videointerview - etwa über Facebook und Skype - ist noch seltener. Noch seltener werden Videotelefonate eingesetzt, etwa über Skype oder Facetime. 81 Prozent greifen nie auf dieses kennenlernen zurück, ein Prozent oft, kein Personaler hat "immer" angekreuzt.
"Mit einem kurzen Videogespräch bekommt man schnell und mit geringem Aufwand einen ersten Eindruck vom Gegenüber", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. "Die Zurückhaltung der Personalverantwortlichen ist bemerkenswert. Gerade für junge Bewerber sind Videogespräche heute selbstverständlich."
Beliebt hingegen sind immer noch Vor-Ort-Tests. Mehr als jedes zweite Unternehmen (56 Prozent) greift darauf immer oder oft zurück. Online fühlen nur 16 Prozent immer oder oft ihren Bewerbern auf den Zahn. Aufwändige Assessment-Center sind hingegen die absolute Ausnahme: Nur zwei Prozent aller Unternehmen prüfen so ihre Kandidaten.
Digitale Kontaktaufnahme ist vor allem bei größeren Unternehmen mit 250 und mehr Mitarbeitern. 43 Prozent nutzen immer oder oft Online-Testverfahren, 23 Prozent nutzen Telefoninterviews und immerhin 17 Prozent Videogespräche.
Befragt wurden unter 855 Personalverantwortlichen in Unternehmen ab drei Mitarbeitern in Deutschland.