Britischer Zeitungsmarkt:
Barclay-Familie will Telegraph Media Group verkaufen
Die Barclay-Twins Sir David und Sir Frederick Barclay wollen offenbar den Daily Telegraph und den Sunday Telegraph abstoßen. Entsprechende Gerüchte kursieren aber nicht das erste Mal.
Der britische Zeitungsverlag Telegraph Media Group hat seinen Besitzern, der Milliardärsfamilie Barclay, schon einmal mehr Freude bereitet. Die Gewinne sanken im vergangenen Jahr auf umgerechnet rund eine Million Euro. Jetzt überlegen die Eigner, das Verlagsgeschäft mit den Zeitungen Daily Telegraph und Sunday Telegraph abzustoßen. Wie der Guardian aus informierten Kreisen erfahren haben will, würden die Pläne aktuell diskutiert, es stünde aber keine Übernahme unmittelbar bevor.
Die beiden 84 Jahre alten Brüder Sir David und Sir Frederick Barclay haben die beiden britischen Zeitungen 2004 übernommen. Gerüchte, dass sie sie wieder loswerden wollen, kursieren bereits seit Jahren. Einem aktuellen Bericht der Times zufolge soll der Verkauf nun aber in den kommenden zwölf bis 18 Monaten vollzogen werden. Ein Treiber dafür könnte auch ein Zwist in der Familie sein. Verschiedene Mitglieder streiten demnach gerade darüber, wie die Besitztümer des Unternehmens zu Geld gemacht werden können. Neben dem Telegraph stehen dem Vernehmen nach auch die Hotelkette Ritz und der Online-Händler Shop Direct zur Disposition. Die Wochenzeitschrift Spectator, die ebenfalls der Barclay-Familie gehört, soll dagegen nicht veräußert werden.
In der aktuellen Medienkrise einen Käufer zu finden, dürfte allerdings schwierig werden. Wie bei allen anderen Zeitungen auch reduzierte sich auch die Auflage des Telegraph in den vergangenen Jahren beträchtlich. Und CEO Nick Hugh, der derzeit mitten in den Umbaumaßnahmen zum Digital-First-Publisher steckt, muss erst noch beweisen, dass die Kunden statt zum Print-Abo zum Digital-Abo greifen werden.
Dennoch scheint es potenzielle Interessenten zu geben. Mediengerüchten zufolge sollen das britische Medienunternehmen Daily Mail und General Trust sowie der Besitzer des Evening Standard und The Independent entsprechende Pläne prüfen.