Richtig langweilig ist die Show eigentlich nicht – wenn man Fan des Vox-Modepapstes und seiner Art ist. Und wenn man sich auf "Inge" einlässt: Senkt die akkurate und strenge Profi-Schneiderin Szoltysik-Sparrer den Daumen, entgleiten den Kandidaten Gesichter und Scheren. Schiefe Nähte, nicht abgeschnittene Fäden, Reste von gelber Schneiderkreide auf dem Herrenhemd, das ein Partyoberteil werden soll oder Stiche, die auf der rechten Stoffseite durchscheinen: Das sind die Aufreger bei "Geschickt eingefädelt". Gegenüber der Nachrichtenagentur "dpa" hatte Kretschmer im Vorfeld davon gesprochen, dass "Geschickt eingefädelt" eher dem Trend zum Slow TV zuzuordnen sei: Tschüss, Spannungskurve! Hallo, falsch angenähter Reißverschluss! Schlagzeilen zur Castingreihe sind damit weniger bei "Bild" als vielmehr beim Nähmagazin "Burda Style" zu erwarten.

Noch fünf Folgen lang wird Kretschmer aus mehreren Kandidaten den besten Hobbyschneider herausfiltern. Der Marktanteil der Premiere von "Geschickt eingefädelt" lag ab 20.15 Uhr beim werberelevanten Publikum zwischen 14 und 49 Jahren bei 7,9 Prozent und damit etwas über Senderniveau. 1,65 Millionen Zuschauer ab drei Jahren schalteten den ersten Teil der Reihe ein. Ob da noch eine Zugabe drin ist? Nähbegeisterten und Kretschmer-Anhängerinnen wird "Geschickt eingefädelt" gefallen, Werbekunden können sich in einem sauberen Umfeld sicher fühlen. Die Show wird den geneigten Zuschauer - ohne wirklich Nähtipps zu nennen - vielleicht zum Nachschneidern anstacheln, andere zappen allerdings wohl erst gar nicht hin. Der neueste TV-Stoff aus dem Hause Vox ist eben auf eine spitze Zielgruppe zugeschnitten.


Autor: Petra Schwegler

Die @Schweglerin der W&V. Schreibt seit mehr als 20 Jahren in Print und Online über Medien - inzwischen auch jede Menge über Digitales. Lebt im Mangfalltal, arbeitet in München.