ARD streamt auf Joyn

Zum Programm von Joyn werden außerdem über 50 weiteren Partner-Sendern gehören. Der wichtigste bislang ist das ZDF. Auch die ARD werde zum Start dabei sein, kündigten Hofem und Vassiliev an. Weitere Partner sind unter anderem Sport1, Welt, Nickelodeon, Arte und Bloomberg. Insgesamt seien auf Joyn 67 Prozent des deutschen TV-Angebots zu sehen.

Zum Start können Zuschauer das komplette Angebot erst einmal komplett kostenfrei ansehen. Wie hoch der Preis für den im Winter planten Premium-Bereich sein wird, wollen die Joyn-Chefs noch nicht verraten. Es werde "ein attraktiver Preis sein", sagt Hofem. Konkurrent RTL berechnet für die Premium-Version seiner ebenfalls weitgehend werbefinanzierten Streaming-Plattform TV Now 4,99 Euro monatlich.

ProSiebenSat.1 und seine Partner wollen mit der Kostenlos-Version in den ersten Monaten möglichst viele Zuschauer erreichen. Das Vorgänger-Portal 7TV hat derzeit laut Hofem rund eine Millionen User. Zählt man die Bezahl-Angebote Maxdome und Eurosport Player hinzu, käme Joyn nach eigener Rechnung auf 3,3 Millionen Nutzer. Zum Vergleich: die Konkurrenz-Mediathek TV Now von RTL erreicht laut Agof monatlich zwischen vier und fünf Millionen Unique User.

Geld verdienen soll das neue Angebot vor allem mit Werbung. Ab Winter will Joyn Werbekunden Adressable-TV-Spots anbieten. Bis dahin werde Pre- und Mid-Rolls vor jedem Video, aber keine Unterbrecherwerbung geben. Im Live-Streaming-Bereich laufen zu Beginn noch dieselben Werbeblöcke wir im herkömmlichen Fernsehen.

Die Streaming-Plattform gehört zu den Vorzeige-Projekten des neuen ProSiebenSat.1-Chefs Max Conze. Die Arbeit an Joyn sei "eine einmalige Chance, an der Zukunft unseres Mediums mitzuarbeiten", sagte Hofem. Insgesamt 260 Mitarbeiter arbeiten inzwischen für Joyn.

Unterscheiden von der Konkurrenz soll sich Joyn durch einen intensiven Austausch mit seinem Publikum. "Joyn ist vor allem dem User gewidmet", sagt Vassilev. In der intuitiv handhabbaren Benutzeroberfläche können sich Zuschauer ihr Programm nach eigenen Vorlieben zusammenstellen. Außerdem sehe die App viele Feedback-Möglichkeiten und einen großen Community-Bereich vor.

Zum Start von Joyn im Juni ist eine große Kampagne mit Spots auf sämtlichen Sendern der TV-Gruppe sowie zahlreichen OOH-Flächen geplant.

Einen Überblick über den deutschen Streaming-Markt und weitere Analysen zum Thema Streaming und TV finden Sie in der kommenden Ausgabe von W&V.


Autor: Thomas Nötting

ist Leitender Redakteur bei W&V. Er schreibt vor allem über die Themen Medienwirtschaft, Media und Digitalisierung.