Es bleibt dabei: Werbung ist doof

Trotz der überschaubaren Zahlungsbereitschaft bleiben die Befragten dabei: Werbefrei soll das Streamingabo schon sein. Next Media bestätigt damit seine eigenen Befragungsergebnisse aus dem Vorjahr und die anderer Umfragen (etwa von Media Analyzer): Für mehr als 35 Prozent kommt Werbung bei der Nutzung von kostenpflichtigen Streamingdiensten überhaupt nicht infrage.

Weitere 41 Prozent würden nur gegen eine Vergünstigung von mindestens 50 Prozent Werbung bei bezahlpflichtigen Streamingservices akzeptieren. Geringe Vergünstigungen bis zehn Prozent sind für die meisten hingegen kein Grund, Werbung zu akzeptieren. 99 Prozent gaben an, dass sich bei diesem Preisnachlass ihre Haltung zu Werbung bei Streamingangeboten nicht verändern würde.

Ganz gut kamen in der Befragung algorithmusbasierte Programmempfehlungen weg: 59 Prozent gaben an, dass solche Bewegtbild-Guides bei der Wahl der richtigen Filme oder Serien helfen können. Bei den 18- bis 29-Jährigen sind es mit 68 Prozent sogar noch mehr. 35 Prozent dieser Nutzergruppe sprechen sich gegen solche Hilfssysteme aus und glauben nicht an den Nutzen von Algorithmen.

Interaktive Geschichten sind weniger gefragt

Skeptisch zeigen sich die Nutzer gegenüber dem Thema "interaktives Storytelling", bei dem sich zum Beispiel mit der Fernbedienung oder dem Smartphone der Verlauf einer Geschichte beeinflussen lässt. 61 Prozent sehen diesen Bewegtbildtrend als uninteressant an. Nur die Gruppe der 18- bis 29-Jährigen zeigt zu 55 Prozent Interesse an interaktiven Bewegtbildformaten.

Ein Hinweis am Rande: Bereits 1991 experimentierten ARD und ZDF gemeinsam mit interaktivem Storytelling - damals, um dem Zappen der Zuschauer angesichts der wachsenden Zahl von Kanälen zu begegnen. am 15. Dezember 91 lief auf beiden Sendern zeitgleich der Krimi "Mörderische Entscheidung" - aber in alternativen Fassungen, einmal aus der Perspektive der Figur Christine (ARD), einmal aus der Perspektive Stefans (ZDF). Regie bei dem TV-Ereignis, das solide 13,8 Millionen Zuschauer erreichte, führte Oliver Hirschbiegel ("Der Untergang"). Und das zu einer Zeit, in der "interaktives Fernsehen" bedeutete, dass man dort anrufen konnte. (Amazon Prime hat den Krimi derzeit im Streamingangebot.)

Die Befragung zum Media Innovation Report wurde im Januar von Statista onlinerepräsentativ mit 1000 Teilnehmern durchgeführt. die 18- bis 65-Jährigen wurden quotiert nach Alter, Geschlecht und Bundesland. Teil eins des Media Innovation Reports wurde vor einem Monat veröffentlicht. Next Media Hamburg veranstaltet am 28. März in Hamburg den New TV Kongress. Die Bewegtbildkonferenz findet zum zehnten Mal statt.


Autor: Susanne Herrmann

schreibt als freie Autorin für W&V. Die Lieblingsthemen von @DieRedakteurin reichen von abenteuerlustigen Gründern über Medien und Super Bowl bis Streaming. Marketinggeschichten und außergewöhnliche Werbekampagnen dürfen aber nicht zu kurz kommen.